Notizen bei einem Gespräch mit dem Künstler, 2024
Wenn Stefan Fuchs von seiner Kunst spricht, meint er oft, sie sei aus der Zeit gefallen. Die Materialien, die er verwendet und wie er sie zu Miniaturen voll gegenständlichem Humor vereint, verweisen auf eine lange Tradition, die bis zu Dada und Surrealismus zurückreicht. Unverkennbar ist seine künstlerische Handschrift, geprägt von Reduktion und Minimalismus. Stefan Fuchs ist mit seiner Kunst auf eine reflektierte und positive Art nostalgisch, er ist sich aber bei der Auswahl der verwendeten, meist viele Jahrzehnte alten Materialien immer auch seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst: Dinge mit negativem Hintergrund oder unethischem Kontext finden in seinen Werken keinen Platz.
In seinen Arbeiten experimentiert und spielt er mit unserer Wahrnehmung und unseren Erwartungen. Gegenstände werden verfremdet und durch Kombination mit scheinbar Unvereinbarem in neue Kontexte gestellt, wodurch absurde und gleichzeitig humorvolle Objekte entstehen. Hinter der Ironie seiner gewitzten Objekte verbirgt sich aber auch seine Kritik an Konsumismus, Wegwerfkultur und Ressourcenverschwendung. Seine poetischen, teils romantischen Objekte sind reduziert und schlicht, ausbalanciert und subtil und stehen in Opposition zu Gigantomanie, Glitzer und Glamour, Schrillem und Lautem.
Der Charme der Patina und die Spuren des Gebrauchs der verwendeten Teile zeugen von ihrer Vergangenheit. Fast jedes Element ist mit Bedeutung aufgeladen und erzählt emanzipiert seine eigene Geschichte. Zusammengefügt ergeben die Einzelteile ein harmonisches Ganzes, eine neue Figur, eine neue Erzählung. Seine Objekte bieten Raum für eigene Gedanken und Assoziationen und es lässt sich eine eigentümliche Magie erspüren.
Wertschätzen statt immer mehr, schöner, neuer: Diese künstlerische Position reicht weit über modische Begriffe wie "Upcycling" hinaus. Sie zeugt von einem tiefen Respekt vor jenen, die aus Mangel improvisieren mussten oder immer noch müssen, um ihr Leben zu bestreiten. Er achtet daher darauf, dass seine Kunstwerke rückbaubar und wiederverwertbar bleiben und die Materialien in den Kreislauf zurückgeführt werden können. So bleibt die Option, dass nicht alles Kunstwerk bleiben muss.
Das Finden und Ordnen, Materialität und Form, Oberfläche und Geschichtlichkeit spielen in der Kunst von Stefan Fuchs eine zentrale Rolle. Es sammelt seit seiner Kindheit und seine Sammlung wächst stetig. Alles kann irgendwann Verwendung finden. Fuchs bewahrt Dinge vor dem Vergessen und dem Müll und misst ihnen einen anderen Wert bei als den meist geringen, rein materiellen. Verarbeitet werden vor allem alte, defekte Teile, Flohmarktfunde, Strandgut, Aufgelesenes. Er erweckt diese funktions- und meist wertlosen Dinge mit Witz und Poesie zu neuem Leben. In seinen Arbeiten spürt man seine ethische Überzeugung und seinen amorphen Gedankenraum, der sich ständig weiterentwickelt.
Aus seinem Fundus heraus schafft er eine große Bandbreite an Objekten, Skulpturen, Assemblagen und Collagen. Durch gekonnte Kombination und Neuinterpretation entstehen Objekte voll ikonischer Kraft an der Schnittstelle zum (Re)Design. Aus alten Büchern und Tierpräparaten erschafft er Kunstwerke voll Wortwitz und Poesie, teils auch mit einer gewissen Morbidität und einem Hauch schwarzer Romantik. Gefundenes wird umgebaut zu scheinfunktionalen, fiktiven Fahrzeugen, Flugobjekten, Gebäuden und Maschinen. Alte Puppenköpfe, Schaukelpferde, Bauklötze und dergleichen werden zu Kleinskulpturen. Roh und archaisch sind seine reduzierten Montagen von Gegenständen, meist aus Holz, Knochen, Fellresten oder Ähnlichem, mit starken Spuren der Verwitterung. Objekte, die zu unseren Urwurzeln hinuntergreifen, zu Tiefem, Verborgenen, Mystischem und an Fetische, Totems oder Vergleichbares erinnern. Es erschließt sich eine Welt jenseits des Alltäglichen, in der das Rationale an seine Grenzen stößt und das Unbewusste hervortritt.
Text von Birgit Schwaner für den Katalog "Schübe im Zeitgefüge", 2012
Einigen von uns gelingt es, die Lust an der Miniatur zu retten. Bis ins Hier und Jetzt, aus Kindertagen ... einer Zeit, als etwa winzige Spielzeugautos oder Plastikpüppchen, z.B. aus Kaugummiautomaten und Überraschungseiern, uns entzückten, ja, faszinierten. Sicher, kein ganz unschuldiges Glück: Welches Kind genießt es nicht, einmal die Perspektive eines Riesen einzunehmen? Je kleiner ein Ding oder Wesen desto mächtiger fühlen wir uns.
„Weltüberlegenheitsübung“ nennt denn auch der Philosoph Gaston Bachelard die Freude an der Miniatur (in seinem Buch „Poetik des Raumes“). Wobei die Überlegenheit einen weiteren Aspekt hat: Miniaturen repräsentieren „die Welt“ als Ganzes. Sie spiegeln Betrachtern die angenehme Illusion eines Überblicks vor. Als befänden wir uns in großer Distanz zum Geschauten, das nicht klein wäre, sondern weit entfernt. So kann man sich in Miniaturen hineinträumen (wie Bachelard formulierte), als wären sie ein fernes, unbekanntes Land. Im Vergleich damit könnte man den eigenen Standpunkt klarer erkennen. Oder verwischen, leichter ertragen. Träumen ins Ferne schafft zwar Distanz zur Wirklichkeit, aber es konstituiert sie auch. Auf ver-rückte Weise.
Mit solchen Überlegungen berührt man bereits den eigenwilligen Kosmos der Fux’schen Werke. Denn st.fux, 1972 in Oberösterreich geboren, ist als Künstler seit Jahren Schöpfer eines wachsenden Universums von Objekten und Miniaturen, d.h. Mikrokosmen – abgespalten vom Menschenalltag, mitten darin und fremd zugleich, ja, vielleicht dessen poetisch-surrealistische Konzentrate. Montiert aus Fundstücken (oder Teilen davon), also „objets trouvés“ (diesem Strandgut des alltäglichen Daseins), aus Plastikfigürchen, ausrangierten Gebrauchsgegenständen und anderem mehr, verweisen sie auf Vertrautes, Banales. Das, einen neuen Kontext schaffend, plötzlich erhellend fremd, auch komisch wird. Und die Betrachter-Perspektive verschiebt – nachdem es selbst den Prozess des Verschiebens-Verdichtens durchlief, diese Metamorphose zum Kunstwerk. Wobei nicht nur die für st.fux typische, spannende Montage von Elementen aus gegensätzlichen Materialien (z.B. Plastik mit Holz) und Bereichen, sondern auch seine lakonisch-ironische Titelgebung bewirken, dass wir seine Arbeiten immer weiter hinterfragen können. Vielleicht wie gelungene Metaphern oder knappe Gedichte, die sich nie in einer Deutung erschöpfen.
st.fux hat sich dem objet trouvé verschrieben, sein Material sind Dinge, die er auf Flohmärkten aufstöbert oder zufällig entdeckt, irgendwo. Ein ihm „zugefallenes“ Stück lagert manchmal jahrelang im Atelier, bis er weiß, was er damit anfängt. Der Zufall wird bekanntlich im Kunstwerk zur Notwendigkeit. st.fux operiert quasi am Rand der Konsumwelt, sein Material sind Dinge, die bereits aus dem Warenkreislauf geworfen wurden und als nutzlos, unbrauchbar, alt oder zerbrochen gelten; aber solche Kategorien zählen nicht unter der Optik der Kunst. Darum ist gerade diese Kunst so belebend. Weil sie den Blick befreit.
Galerie Rytmogram, April 2010
Bei st.fux handelt es sich um einen Künstler, der sich mit jeder seiner künstlerischen Arbeiten erneut auf einen ästhetischen Balanceakt einlässt und diesen auch meist auf überraschende Weise meistert. Auf unkonventionelle Art verwendet er dabei vorgefundene Materialien unterschiedlichster Herkunft und sucht damit bewusst den Stilbruch und den Bruch mit Sehgewohntheiten. Seine Kleinplastiken, praktischer Weise großteils Wandobjekte, sind reduzierte und poetische Miniaturszenen und ironisierende, funktionsuntüchtige Fahrzeuge und Gerätschaften.
Die Arbeiten von st.fux sind auf angenehme Weise still und unaufgeregt, regen dafür aber um so mehr zum Nachdenken und Fantasieren an. Die wohldurchdachten und -komponierten Miniaturen wollen der Betrachterin/dem Betrachter ein Lächeln auf die Lippen zaubern und Freude bringen.
Jedes Objekt bietet darüber hinaus die Gelegenheit zu einer kleinen Entdeckungsreise in die Vergangenheit. Dabei kann über Details nachgedacht werden oder über die Herkunft und ursprüngliche Funktion der verwendeten Teile gerätselt werden.
Lassen Sie sich die Gelegenheit nicht entgehen, die Welten eines spannenden, jungen Künstlers für sich zu entdecken.
Installationen: Kunstraum Nr.5, Februar 2010 & Schauraum, Februar 2009
Spieltrieb und Gestaltungswille
Die Treppe im Kunstraum Nr.5 stellt eine Besonderheit für einen Ausstellungsort dar. Eine Treppe, die ihrer Funktion beraubt, in der Decke des Raumes endet. So eignet sich diese Treppe im Wesentlich als Sitzgelegenheit oder eben als herausfordernde, bespielbare Fläche.
Diese Herausforderung annehmend lässt st.fux in seiner Installation "Spieltrieb und Gestaltungswille" auf der Treppe eine Landschaft aus bunten Holzbausteinen entstehen.
Einige Tausend dieser bunten Holzbausteine überwuchern die Treppe, schlagen Brücken oder wachsen als Türme ebenfalls in die Decke. Hier greifen Spieltrieb und Gestaltungswille lustvoll ineinander. Die schiere Menge einfacher geometrischer Formen wird so zu einem eindrucks-vollen, sinnlichen Erlebnis für die BetrachterInnen. Erinnerungen an frühkindliche Spiel- und Bauerlebnisse werden wach und so manche/r BesucherIn möchte gern selber an diesem Bausteinparadies mitbauen, Hand anlegen.
Spieltriebe
In seiner Installation "Spieltriebe" baut st.fux vier Farbwelten, die ineinander wachsen. Gebäude, Türme und Brücken in rot, blau, gelb und grün. Einfache geometrische Formen bieten den Augen der BetrachterInnen reduzierte, ursprüngliche Reize. Frühe Sinnlichkeit. Zu Tausenden intuitiv übereinander gestapelt bilden die Holzbausteine ein organisches Ganzes.
Bereits zu Beginn des 19 Jahrhunderts entwickelte der Pädagoge und Erfinder des Wortes "Kindergarten", Friedrich Fröbel, einfache Holzbausteine als Erziehungsmittel. Ins Zentrum seiner Pädagogik stellte er das Spiel als typisch kindliche Lebensform. Nach wie vor sind die von ihm vor über 200 Jahren entwickelten dreidimensionalen Elemente (Kugel, Zylinder und Würfel) beliebte Formen für Kinderspielzeug und zieren bezeichnender Weise auch sein Grab.
Eine kleine Schnurre dazu: Der Schauraum von Gerald Zahn (danke) war von meiner Vorgängerin vom Boden bis zur Decke schwarz gestrichen. Ich fuhr also mit dem Fahrrad los und kaufte einen Kübel weißer Farbe und begann mit dem Ausmalen. Irgendwann machte ich eine kleine Pause und sah mich mal in der Umgebung um - bei einem interessanten alten Haus in der Leopoldstadt stand das Tor offen und ich schritt zur Besichtigung des Hofes. Als ich wieder raus wollte, war das Hoftor geschlossen und ließ sich von innen nicht mehr öffen - Handy hatte ich keins dabei also ging ich von Tür zu Tür und niemand öffnete mir. Also wieder runter in den Hof - dieser war vom Nachbarhof durch eine Mauer getrennt. Also kletterte ich über diese um mein Glück beim Tor des Nachbarhauses zu versuchen. Dort konnte ich das Tor von innen öffnen.
Galerie Vor Ort, 2008
st.fux verwendet für seine Objekte großteils Fundobjekte, die nachbearbeitet werden und zu Dioramen und Apparaten zusammengebaut werden. In den Objekten geht es um Verlust und Bewahren, Verschwendung und Wiederverwertung, Oberfläche und Inhalt. Patina und Brüchig-keit stehen schnelllebigem Glanz gegenüber und erzählen kleine Geschichten. Wandobjekte, inspiriert von Dadaismus & Surrealismus, Pop Art & Fluxus, Art Brut & Outsider Art.
A thousand flowers
2024
174 x 38 x 38 cm
[ C_352 ]
Tragetier, 2012
40 x 8 x 5 cm
[ C_143 ]
Schwöre Dir, 2012, 42 x 18 x 4 cm
[ C_156 ]
Tanzpalast, 2010
31 x 11 x 5 cm
[ C_092 ]
Stefan Fuchs, Juli 2017
Begonnen hat alles mit einem Zufallsfund. Beim Herumlaufen auf dem frisch gepflügten Feld neben dem Haus meiner Eltern entdeckte ich den Henkel eines zerbrochenen Krugs. Die geheimnisvolle Marke mit der es versehen war, verstärkte auf mich die faszinierende Wirkung dieses an sich unscheinbaren, braunen, erdverkrusteten Scherbens. Eine Leidenschaft war geweckt, da war ich sechs oder sieben Jahre alt.
Von da an verbrachte ich über Jahre hinweg einen Großteil meiner schul- und lernfreien Zeit auf den Feldern der näheren Umgebung. In Gummistiefeln schritt ich die Felder in peniblen Bahnen ab, immer auf der Suche nach Tonscherben und anderen Bodenfunden.
Die Motivation für dieses ausdauernde Tun war jedoch nicht, wie vielleicht zu vermuten wäre, der Traum dabei auf einen aufregenden Schatz zu stoßen – nein, das war mir nie wichtig, ich ging auch nicht davon aus, dass ein solcher in den Äckern meiner Nachbarschaft zu finden sei. Für mich war es aufregend genug, alle paar Meter einen grauen Tonscherben aus der Erde zu befreien. Das schulte vor allem meine Augen, auch noch so unscheinbaren Dingen wahr zu nehmen.
Ohne es zu wissen, ging ich auf meiner Suche nach der Methode der Oberflächenarchäologie vor. Was ich dann jedoch relativ früh wusste, so mit neun oder zehn Jahren: ich wollte Archäologe werden. Daraus ist dann nichts geworden. Geblieben ist mir das Gehen mit offenem, aufmerksamem Blick, die Wertschätzung, die ich Dingen entgegenbringe. Im Grunde betreibe ich auch heute noch Oberflächenarchäologie, wenn ich samstags meine Bahnen über den Naschmarktflohmarkt ziehe, auf der Suche nach verwertbaren Dingen für meine Kunst.
Unscheinbare und meist auch unbrauchbare, für andere wertlose Gegenstände sind es, die ich mir aus dem sich wöchentlich veränderten Riesenchaos heraussuche. Dabei gehe ich sehr selektiv vor, geleitet von meinen ästhetischen Parametern und Prinzipien. Dennoch kommen teils große Mengen zusammen, die ich dann mit Fahrrad, Trolley und Rucksack ins Atelier transportiere. Dort wird noch mal alles gesichtet, geprüft und anschließend in meine Sammlung aufgenommen und einsortiert.
Die goldene Datenschaufel zum an den Nagel hängen
2010, 70 x 9 x 5 cm [ C_124 ]
Stefan Fuchs, Februar 2010
Materialbezogenheit, Materialfixiertheit oder vielmehr Materialverliebtheit. Das Material im Mittelpunkt, das Material als Botschaft. Der Be- und Verwahrer, der Wiederverwerter und Ansparer von noch Brauchbarem, ersetzt das Neue durch das Wiederverwertbare. Der Vorführer der Geschichtlichkeit und der Veränderung. Der Aus- und Zusammensteller fragmentierter Erinnerungen und des gänzlich Vergessenen erklärt das sich ergänzende Bruchstückhafte zum Ganzen, findet sich mit dem permanent Unvollständigen ab. Ist am ehesten Generalist und nie Spezialist, dafür einfach zu undiszipliniert, zu ungeduldig und gleichzeitig auch viel zu neugierig und unruhig. Das Unruhige wiederum getrieben durch das Zwanghafte, dem Zwang zum Ansammeln, Anhäufen und Ordnen, wo sich Teile in der Ordnung für einige Zeit wieder verlieren, untertauchen. Die Rettung der Gegenstände vorm Verschwinden als Mission.
Stefan Fuchs, Februar 2010
Durch die rigide Auswahl der Materialien für die Objekte - wie es in der Werbesprache für alles mögliche Kulinarische so schön heißt: Auf die (sorgfältige Auswahl der) Zutaten kommt es an. So auch bei meinen Objekten - mein Geschmack leitet mich bei meiner Suche nach neuem Material. Ein Geschmack, der nicht starr ist sondern von mir gezielt weiterentwickelt wird, den ich auslote und die Grenzen für das Zulässige/Verwendbare bei jedem für mein visuelles Gedächtnis "neuen" Gegenstand überprüfe und meinem Fundus nur hinzufüge, was mir gefällt, mir brauchbar oder wiederverwertbar erscheint, mich vielleicht sogar spontan zu einer Idee für eine neue Arbeit inspiriert und meine meist strengen ästhetischen Kriterien erfüllt.
Diese zu definieren dürfte mir jedoch nicht all zu leicht fallen, wenngleich sich möglicherweise so etwas wie eine Leitlinie erkennen lässt. Eine Konstante, ein Fixpunkt ist sicherlich die Vorliebe für Gegenstände mit einer gewissen "Patina". Nur wenige Teile in meiner großen Materialsammlung sind jünger als 45, 50 Jahre*). Eine Vorliebe für Szenerien mit Figuren (meist aus Kunststoff) verraten meine Objekte selbst. Holz als Träger, Plattform, Gehäuse oder Behausung spielt ebenfalls eine kaum zu übersehende große Rolle - wobei auch hier, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, kein neues Material aus der Holzabteilung des Baumarkts zum Einsatz kommt sondern Schwemmholz von Stränden, Möbelreste vom Sperrmüll, Kisterl usw. vom Flohmarkt.
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*) Anmerkung Januar 2024: Da mehr als 10 Jahre vergangen sind, seit ich die Text verfasst habe, habe ich die ursprünglichen "35, 40 Jahre" durch "45, 50 Jahre" ersetzt.
Stefan Fuchs, Februar 2010
Meine Objekte sind in sich stimmige und schlüssige Kombinationen, bei denen in meinen Augen kein weiteres Teil mehr nötig ist, jedes weitere stören würde oder zumindest überflüssig wäre.*) Ein harmonisches Zusammenspiel, bei dem sich die einzelnen Komponenten gegenseitig in ihrer Wirkung verstärken oder gar erst gemeinsam ihren ästhetischen Reiz entfalten. Trotz ihrer teils in Herkunft und ursprünglicher Verwendung meist großen Unterschiedlichkeit finden die jeweils zusammenpassenden Teile (Fundstücke) im Laufe der Zeit zueinander.
Wobei der Zeitraum, der für die Objektwerdung der Dinge benötigt wird, sehr unterschiedlich sein kann. Manches findet sich schnell: So kommt es manchmal vor, dass ein Gegenstand im Atelier schon einige Zeit auf dem Werktisch liegt, ohne groß beachtet zu werden, und dass ein "neues" Stück darauf oder in unmittelbarer Nähe zu liegen kommt - und dann macht es plötzlich klick - Beispiele für solche Arbeiten sind "andererseits" (C_034) und "Tanzpalast" (C_092).
Andere Arbeiten wiederum benötigen wesentlich längere Zeit - Rekordhalter dürfte hier das Objekt "Schräge Verkettung" (C_085) sein: Den flachen Klumpen geschmolzenes Metall (eine Legierung) fand ich bereits 1988 (immerhin vor 22 Jahren) auf dem Werksgelände einer metallverarbeitenden Firma, bei der ich den Sommer über arbeitete. Im Laufe der Jahre experimentierte ich mit diesem Teil immer mal wieder kurz herum und legte es wieder zur Seite. Dieses Teil (und viele andere) siedelte sieben mal mit mir um. Vor zwei, drei Jahren zeichnete sich dann schon eine Idee dafür ab - ein Vorläufer der jetzt umgesetzten Lösung. Und erst letzten Monat (Januar 2010) wurde mir klar, dass ich längst alle dafür notwendigen Teile beisammen hatte.
Aber es muss mir trotzdem erst mal einfallen (oder auffallen), welche der tausenden, in Schachteln, Kisten, Sortimentsboxen, Laden, …verstauten Gegenstände, die ich in den letzten 30 Jahren Sammeltätigkeit zusammen getragen habe, zueinanderpassen, zusammengehören, ein Ganzes bilden. Mit Augenmerk auf künstlerische Verwertbarkeit sammle ich jetzt seit 18, vielleicht auch 20 Jahren.
An dieser Stelle sei versichert, dass ich mir die Zusammenstellung der Dinge für ein Objekt nicht leicht mache. Farbe und Form spielen dabei eine große Rolle sowie die Proportionalität und die "richtige" Positionierung der Einzelteile zueinander.
Das "Schlampige" einiger Objekte ist dabei gewollt und ein künstlerisches Stilmittel.
Mögen meine Kompositionen für manche auch einfach und simpel wirken - beliebige Banalitäten sind es nicht. Das verhindert schon meine strenge Selbstkritik - das kann auch dazu führen, dass eine Arbeit auch noch nach einigen Jahren rückgebaut wird, falls ich sie zu schwach finde.
Ich bin auch nicht der große Philosoph. Beieindruckende Theoriegebäude über meine Objekte zu stülpen ist meine Sache nicht - das kann ich nicht.
Das, was ich mache, das sehe ich und "spüre" ich [keinesfalls esoterisch/spirituell gemeint]. Es ist die "spielerische" Herangehensweise, die mir liegt, das Sammeln und das ordnende Prinzip. Denn ohne Ordnung und Systematik meiner Sammlung wäre das Wiederauffinden der Teile und Teilchen wesentlich schwieriger (wenn nicht gar unmöglich).
Kunst, neben einer Vollzeitbeschäftigung zu schaffen, sehe ich für mich nicht als einen Ausgleich, nicht als "Hobby" - ich nehme die Sache ernst und möchte mich und meine künstlerische Position konsequent weiterentwickeln. Das erfordert größere zeitliche Ressourcen und Ehrgeiz. Den habe ich im Laufe der Jahre entwickelt.
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*) Anmerkung Januar 2024: Harmonie durch Reduktion - "Dreiklang" kommt mir immer öfter in den Sinn, im Schnitt bestehen meine Arbeiten - ohne es exakt ermittelt zu haben - aus drei Teilen.
Stefan Fuchs, Februar 2009
Die Materialien, die ich für meine Objekte verwende, stellen eine gemeinsame Klammer dar, wobei ich mir bei der Verwendung von Fundgegenständen sehr wohl Selbstbeschränkungen auferlege und keinesfalls eine bunte Beliebigkeit (im Sinne eines „bunten Durcheinanders“) entstehen lasse. So entstammen die verwendeten Dinge nicht der aktuellen Zeit, sind formal einfach gehalten und zeigen meist Spuren des Gebrauchs. Stylische, künstlerisch oder kunsthandwerklich überformte Gegenstände sowie (meist in Massen billig produzierter) plumper Dekorationskitsch sind für mich tabu.
Stand am Anfang meiner künstlerischen Entwicklung (ab 1993) noch das Ready-made, entwickelte ich mich über die Assemblage zu meinen heutigen Objekten, wo ausgehend von einem kleinen Gegenstand, einer kleinen Figur rund um diese/n eine Miniaturlandschaft, eine kleine Szene entsteht. Dabei passiert der Zugang nach einer intuitiven Phase ähnlich wie bei einer kniffligen Denksportaufgabe. Bei den einfacheren Objekten kann dies jedoch auch spontan und experimentell passieren.
Bei der Realisierung meiner Objekte verlasse ich mich ganz auf das „Bild im Kopf“, das beim vorangegangenen Nachdenk-/Entwicklungsprozess von der jeweiligen Arbeit entstanden ist und fertige diese meist gänzlich ohne Plan; teilweise müssen dann noch während der Herstellung wichtige Teile gefunden werden. Dabei birgt das Arbeiten aus dem Kopf heraus das Risiko, dass am Ende das Objekt nicht in allem dieser „Visualisierung“ entspricht.
Zentraler Bestandteil meiner Arbeiten sind auch die jeweiligen Titel, die den feinen Witz der Objekte zusätzlich herausstreichen und verstärken sollen und gleichzeitig dem/r Betrachter/in bei der Interpretation hilfreich sein können.
Stefan Fuchs, Januar 2009
Meine Objekte und Miniaturwelten sind ein Kontrapunkt zu der uns umgebenden Nüchternheit und Zweckorientiertheit, mit der auch viel Einfaches und Rohes verschwunden oder zumindest verschütt´ gegangen ist unter einer alles überwuchernden, sich stets neu anpassenden Schicht Buntheit der multimedialisierten Waren- und Werbewelt, die sich immer schneller neue ästhetische Ausdrucksformen aneignet, einverleibt, assimiliert.
Die Einfachheit meiner Objekte dient jedoch nicht der Hinterfragung sondern entspringt meiner ästhetischen Haltung. Meine Objekte sind nur in wenigen Fällen Ausdruck meiner Kritik an äußerst fragwürdigen gesellschaftlichen Entwicklungen (Beschleunigung und totale Ökonomisierung aller Lebenszusammenhänge, soziale Ausbeutung und das ungehemmte Voranschreiten der Umweltzerstörung, ...) sondern Spiel mit den Themen Bewahren, Sammeln, Erinnern, Kombinieren, Wiederverwerten und somit eher ein Rückzug in eine selbst gewählte Nische.
Stefan Fuchs, 2006
Aus der Bedeutung Gefallenes, Weggeworfenes, Liegengelassenes, Vergessenes, Unmo-dernes als Ausgangsmaterial für Transformationsprozesse, Umformungen zu Neuem, zu Fremd- und Andersartigem.
Die Objekte entstehen an der Grenze zum Unbewussten, schöpfen aus verschiedenen Themen und Gebieten, ohne sich bloß an bereits Gewesenem oder Bekanntem zu orientieren, es entstehen eigenständige Produkte.
Die Aussagen gehen über die Form und die Materialität hinaus, spielen mit den Gedanken oder irritieren diese. Statt dem Hang zum oberflächlichen Glanz bieten die Objekte das Raue und Rohe, das kindlich Verspielte und Naive, die Ruhe und den Ausgleich.
Stefan Fuchs, 2006
Materiallager: umfasst einen Fundus von geschätzten tausend*), wahrscheinlich aber mehr, Teilen; vieles davon sortiert und rasch auffindbar, aber eben nicht alles
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*) Anmerkung Januar 2024: Von tausend(en) Teilen ist mein Materialfundus grob geschätzt auf mehrere hunderttausend Teile angewachsen.
Stefan Fuchs, 2007
Lost, worthless, obsolete, meaningless things and rubbish are the raw material for my objects. I usually collect these things along rivers, on rubble and rubbish dumps. The long contact with water, rain, sun and dirt weathers the objects and gives them particularly attractive surface structures - that makes them interesting and valuable to me. I also find some "unsought" objects with patina and history at flea markets and in rubbish dumps. In a certain way, the objects find me.
I develop new objects by combining and remodelling the found material, thus creating my objects on the edge of the subconscious. Formerly old things gain content, acquire value and provide a great deal of scope for reflection and interpretation. When designing my objects, I do not orientate myself on existing and familiar products, but on the things themselves. The diversity of the material leads me to different themes and statements.
My objects are not only defined by form and materiality, with my machines and dioramas I try to tell stories and stimulate the viewer's imagination.
With my recycled objects, I also want to highlight a political and economic contradiction:
The recycling of former consumer goods is becoming increasingly important; the prices for scrap metal, waste paper and similar materials are rising on the international markets. At the same time, global industry is producing more and more useless disposable consumer goods to keep the money machine running.
Stefan Fuchs, 2012
st.fux / Stefan Fuchs
Meinen Künstlernamen st.fux habe ich mir 1993 zugelegt als Zusammenziehung und Kurzform meines Namens. Damals waren Computer noch nicht Alltagsgegenstand und so merkte ich erst später die Ähnlichkeit mit den dreistelligen Dateierweiterungen der Windows-Welt.
Heute, so kommt mir vor, hat kein Mensch mehr einen Künstlernamen, wer weiß, vielleicht sollte auch ich zu meinem Namen zurück kehren?
st.fux, ohne Leerzeichen nach dem Punkt, der Punkt wird mitgesprochen, also estepunktfux
Qualitätssicherung
Jede Arbeit seit dem Jahr 2000 ist fotografisch erfaßt, vermessen und im Werkverzeichnis vermerkt. Mein großer Dank an dieser Stelle gehört Andreas Kilian, von dem ein Großteil der Objektfotos stammen.
Märchenonkel, 2006 45 x 8 x 15 cm
[ C_028 ]
Wandwurm, 2012
35 x 5 x 2 cm
[ C_164 ]
Wandfächer, 2012
82 x 2 x 33 cm
[ C_142 ]
Bündel, 1993
101 x 8 x 6
[ A_001 ]
Schnittbild, 1996
60 x 15 x 3
[ A_005 ]
Qualitätssicherung
Jede Arbeit seit dem Jahr 2000 ist fotografisch erfasst, vermessen und im Werkverzeichnis vermerkt.
Mein großer Dank an dieser Stelle gehört Andreas Kilian, Fotograf und Grafiker meiner Arbeiten/Kataloge.
Kataloge: 5) Gesättigte Zeiten, 2024 | 4) Wirbel im Zeitenstrom / Zeitenverkehrt, 2018 | 3) Sinneswandel an der Zeitenwende, 2017 | 2) Schübe im Zeitgefüge, 2012 | 1) In den Ritzen der Zeit, 2010 | Abkürzungen: VK: verkauft RB: Rückbau
Stand: 10.03.2024
WKVZ-Nr. | Titel der Arbeit | Jahr | Katalog Nr. | Art der Arbeit | verfügbar? |
C_355
| What if | 2024
2008 | 5
| Objekt Wandobjekt Assemblage Collage Collage Wandobjekt Wandobjekt Collage Collage Collage Collage Collage Collage Collage Collage Collage Collage Collage Collage Collage Assemblage Assemblage Assemblage Assemblage Assemblage Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Objekt Buchobjekt Objekt Objekt Collage Objekt Objekt Objekt Objekt Collage Collage Collage Collage Collage Collage Collage Collage Collage Collage Collage Collage Collage Collage Collage Collage Collage Collage Collage Collage Collage Collage Skulptur Fotoprint Fotoprint Fotoprint Fotoprint Fotoprint Fotoprint Fotoprint Fotoprint Wandobjekt Objekt Objekt Wandobjekt Wandobjekt Bild Wandobjekt Wandobjekt Objekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Papierarbeit Wandobjekt Papierarbeit Bild Wandobjekt Wandobjekt Papierarbeit Collage Objekt Objekt Wandobjekt Objekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Objekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Objekt Objekt Wandobjekt Objekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Objekt Collage Objekt Wandobjekt Objekt Objekt Objekt Bild Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Bild Bild Teppich Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Kleinplastik Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Installation Objektensemble Wandobjekt Kleinplastik Kleinplastik Kleinplastik Installation Installation Installation Kleinplastik Wandobjekt Wandobjekt Kleinplastik Kleinplastik Wandobjekt Wandobjekt Kleinplastik Wandobjekt Objekt Kleinplastik Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Collage Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Objekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Lichtobjekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Kleinplastik Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Holzskulptur Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Kleinplastik Wandobjekt Installation
Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Hängeobjekt Wandobjekt Wandobjekt Lichtobjekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Assemblage Assemblage Wandobjekt Wandobjekt Bild Bild Bild Bild Assemblage Assemblage Wandobjekt Wandobjekt Collage Collage Wandobjekt Wandobjekt Lichtobjekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Inkjet Print Inkjet Print Collage Collage Inkjet-Print Inkjet-Print Inkjet-Print Assemblage Assemblage Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Wandobjekt Collage Collage Collage Collage Collage Collage Collage Collage Keramikobjekt Wandobjekt Assemblage mixed-media mixed-media mixed-media mixed-media | ja
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